Am 12. März 2020 muss Harald Schuster, Vorstand des USC Konstanz, die Nachricht an die Mannschaftsverantwortlichen weiterleiten: Mit sofortiger Wirkung wird der Trainings- und Spielbetrieb eingestellt. Die Saison ist beendet, in allen Ligen, für alle Mannschaften.
Glück im Unglück: Zu diesem Zeitpunkt ist die erste Damenmannschaft des USC bereits ungeschlagener Meister der Regionalliga Süd – ganze drei Spieltage vor dem eigentlich geplanten Saisonende. Das lässt also hoffen, denn zunächst ist nicht klar, wie der Volleyballverband Auf- und Abstiege regeln wird. Nur kurze Zeit später erreicht die Mannschaft die Meldung, dass es in die 3. Liga geht. Große Freude, wenn auch bei jedem privat zuhause. Denn zu diesem Zeitpunkt ist nicht an Teamsitzungen, geschweige denn an Aufstiegs- oder Meisterfeiern zu denken. Wieder Glück: Die Planungen für die kommende Saison sind schon weit fortgeschritten. Der Verein und Meistertrainerin Alina Lupu haben bereits einvernehmlich entschieden, sich trotz erfolgreicher Zusammenarbeit zum Saisonende zu trennen.
Neu an der Seitenlinie werden zur kommenden Saison zwei alte Bekannte stehen. Mit Marie Bertschinger (geb. Dinkelacker) und Philipp Röhl übernimmt das Trainerteam, welches die Mannschaft bereits vor einigen Jahren, damals noch in der Oberliga, begleitet hat. Während Röhl zwischenzeitlich sowohl als Trainer, als auch als Spieler in der 3. Liga und Regionalliga der Herren aktiv war, machte Bertschinger, nach der Geburt ihres Sohnes 2019, Babypause. Beide sind seit vielen Jahren beim USC Konstanz, kennen die Strukturen und die Spielerinnen. Erste Ideen für den neuen Kader sind bereits durchdacht, sogar ein Probetrainingstag ist in Planung, der jedoch ebenfalls dem Virus zum Opfer fällt. Trotzdem bleibt Röhl dran, hält Kontakt zu den Spielerinnen, auch zu den neuen. Das soll sich auszahlen. Als im Juli endlich wieder ein Training möglich ist, finden sich regelmäßig 12 bis 14 Spielerinnen in der Halle ein. Fast alle geplanten Neuzugänge sagen zu, der Kader steht trotz des schwierigen Sommers bereits Anfang August. Das muss er auch, denn schon am 12. September steht das erste Spiel auf dem Plan. Zuspielerin Franka Welsch ist optimistisch: „Es geht ja allen Teams gleich. Wir müssen uns jetzt erstmal finden und dann werden wir Schritt für Schritt vorangehen und an uns arbeiten. Es sind acht Spielerinnen aus der letzten Saison an Bord, das erleichtert Vieles.“ Apropos Welsch. Ein namhafter Neuzugang trägt eben diesen Namen und ist die Schwester von Franka. Leonie Welsch, die am vergangenen Wochenende bei den deutschen Beachvolleyball Meisterschaften im Timmendorf startete, wird in der kommenden Saison in Konstanz studieren und das Team in der 3. Liga verstärken. Neben Nadine Kwapil und Kim Maurmann, die beide aus der Konstanzer Jugend stammen, werden außerdem Hande Kabalak (Vfb Friedrichshafen) und Maja Wanner (SV Bohlingen) das Team unterstützen. Erfreulich ist außerdem, dass auch Britta Steffens und Johanna Slowik der Mannschaft als wichtige Stützen erhalten bleiben, was zum Ende der vergangenen Saison noch unklar war.
Neben einem großen Kader, hat Philipp Röhl noch weiteren Grund zur Freude: Nicht nur, dass die erfahrene Spielerin Marie Bertschinger ihn als Co-Trainerin unterstützen wird – auch Andreas Glas und Marc Pfeiffer werden in der kommenden Saison, neben ihrer Trainertätigkeit in Mimmenhausen, das Damenteam in der 3.Liga als Co-Trainer begleiten. „Für mich als Head-Coach ist das eine absolute Luxussituation, die ich so auch noch nicht kannte. Wir sprechen uns viel ab und ich kann nur hoffen, dass die Mädels die Situation nutzen und möglichst viel lernen!“, fasst Röhl zusammen.
Nach einem Trainingsspiel gegen den VC Kanti Schaffhausen (Nationalliga A) am vergangenen Dienstag, wird das Team um Mannschaftsführerin Lina Hummel bereits am kommenden Wochenende in die neue Saison starten. Am Samstag, 12.9. um 20 Uhr geht es in Sinsheim gegen den Tabellendritten der letzten Saison (Stand März 2019) ans Netz. Die Außenangreiferin freut sich auf die Begegnung: „Wir haben sicherlich noch einige Baustellen, an denen wir arbeiten müssen. Aber die Chemie stimmt und das ist erstmal das wichtigste. Das ist noch keine Standortbestimmung für uns. Wir wollen erstmal Wettkampfluft schnuppern und uns auf dem Feld finden. Gewinnen wollen wir natürlich trotzdem, sonst könnten wir uns den Weg auch sparen.“
Dabei muss Röhl zunächst auf Bertschinger und Welsch verzichten, die aus beruflichen Gründen bei diesem ersten Spieltag noch fehlen werden.