Sport integriert wie von ganz allein

Im Nachfolgenden finden Sie den Bericht von Jana Mantel erschienen am 9. September im Südkurier zur 24. Integrativen Kindersportwoche. Hier geht’s zum Original.

Konstanz – Ein kleiner Junge quetscht sich mit seiner Portion Pommes zum Tisch der Großen und schaut zufrieden in die Runde, während neben ihm von den Trainern Organisatorisches besprochen wird. Tatsächlich – wie sie da so alle an den Bierbänken beim Essen und Trinken zusammensitzen: Trainer, Mitglieder der Stadtverwaltung, Eltern und Kinder – spürt man, dass das Konzept der integrativen Sportwoche aufgeht: Man begegnet einander auf eine völlig unverkrampfte und niederschwellige Art. Das war auch das erklärte Ziel, das Harald Schuster, Vorsitzender des USC, vor 24 Jahren bezweckte: Integration durch Sport. „Im Rahmen der integrativen Sportwoche können sich zum einen die einzelnen Sportvereine mit ihren Angeboten präsentieren und zum anderen ist es für die Kinder, egal woher sie stammen, eine perfekte Möglichkeit, ganz unkompliziert verschiedene Sportarten auszuprobieren“, erzählt er begeistert. Fünf Tage lang steht allen Kindern zwischen sechs und 13 Jahren das zweistündige kostenlose Sportangebot zur Verfügung, im Anschluss gibt es für alle Essen und Trinken. Zahlreichen Ehrenamtlichen aus den verschiedenen Vereinen sei Dank, sie alle stemmen dieses Angebot, das jährlich in der letzten Ferienwoche läuft. Anu Bäuerle, Mutter von zwei Kindern, hat davon in der Zeitung gelesen und kommt seit Montag täglich mit ihrem fünfjährigen Sohn Maximilian her: „Ich finde das ist eine schöne Idee! Mein Sohn ist total begeistert und interessiert sich nun neben Fußball auch noch für Leichtathletik.“ Auch die Schwestern Milanah und Silma Saado haben jede Menge Spaß, während sie Beachvolleyball ausprobieren. Später testen sie auch das Angebot des Judoclubs Konstanz. Martin Rau und Ellen Zander sind beide dort im Vorstand und Trainer: „Es ist spannend zu beobachten, wie unterschiedlich die Kinder mit Judo zurechtkommen“, so Rau, und Zander ergänzt: „Viele haben tatsächlich Schwierigkeiten mit der Koordination, manche können noch nicht einmal einen Purzelbaum.“ Beide brechen sie eine Lanze für diesen Sport: „Kinder haben heute wenig Möglichkeiten in Körperkontakt mit anderen zu treten und koordiniert zu raufen“, erklärt Rau: „Gerade vielen Jungs ist es überhaupt nicht klar, dass das Gegenüber Schmerzen hat, wenn man ihn einfach mal so boxt.“ Den sportlichen und gesundheitlichen Aspekt dieser fünf Tage stellt Niklas Holzmann vom TV Konstanz heraus, während Rainer Neff, Vorsitzender beim TV Konstanz, betont, dass Sport auf wunderbare Weise einen ganzheitlichen Ansatz hat. Beide Männer sind neben Harald Schuster, USC, und Martin Müller, Stadtsportverband, eine stabile Größe, wenn es um die Organisation dieser Woche geht. Letzterer betont, dass beim Sport auch Werte und Verantwortung geübt werden. „Nirgends sonst kommt es so leicht zu einer derartigen Vermischung der verschiedenen sozialen Schichten. Sport ist dafür das beste Konzept“, ist Müller überzeugt und spricht damit nicht nur seinen Sportkollegen, sondern auch Bürgermeister Andreas Osner aus der Seele: „Sport in den Vereinen kombiniert mit den Ehrenämtern ist wichtig für unser aller Zusammenleben. Die Integration findet nämlich in beide Richtungen statt! Natürlich lernen zum Beispiel die ukrainischen Flüchtlinge hier beim Sport ganz nebenbei auch unsere Sprache und unsere Werte kennen, aber auch wir lernen von dem Miteinander und stärken unsere sozialen Kompetenzen.“ Tatsächlich liegt der Fokus bei der integrativen Sportwoche auf der Jugendarbeit, wie Martin Müller vom Stadtsportverband noch einmal herausstreicht: „Je früher die Kinder in den Vereinen aktiv sind, desto besser ist es für ihre eigene persönliche Entwicklung, aber auch für uns alle!“ Um das Angebot breit zu streuen, wurden in Zusammenarbeit mit Save Me Konstanz gezielt Flüchtlingsfamilien angeschrieben. Der Verein unterstützt ankommende und hier lebende geflüchtete Menschen mit Rat und Tat in alltäglichen Fragen zu Spracherwerb, Wohnungssuche, Arbeit und Ausbildung sowie Kinderbetreuung und Mobilität. Friedhelm Großmann, derim Vorstand von Save Me tätig ist, hat in Kooperation mit dem Landratsamt und der Stadt Konstanz ein Rundschreiben auf den Weg gebracht. „Am Ende habe ich auch noch selbst Flyer in einige Unterkünfte gebracht“, erzählt er: „Die Kinder sollen sich austoben, aber auch sehen, was es in den Sportvereinen alles für Angebote gibt.“ Nun, rund 30 Kinder haben bereits in den ersten drei Tagen genau das getan. Die Schwestern Saado freuen sich bereits auf die nächste Woche, wenn ihr Volleyballtraining beim USC startet und so begeistert wie Anastasia Vtorova und Alisa Alshaher mit den Bändern zugange waren, wäre es nicht verwunderlich, wenn sie zukünftig das Angebot des TV Konstanz nutzen.

„Nirgends sonst kommt es so leicht zu einer derartigen Vermischung der verschiedenen sozialen Schichten. Sportist dafür das beste Konzept.“ Martin Müller, Stadtsportverband

„Am Ende habe ich auch noch selbst Flyer in einige Unterkünfte gebracht. Die Kinder sollen sich zum einen mal austoben, aber auch sehen, was es in den Konstanzer Sportvereinen alles für Angebote gibt.“ Friedhelm Großmann, Verein Save Me

Täglich von17 bis 19 Uhr Bei der Kindersportwoche unter Federführung von USC Konstanz, TV Konstanz und dem Stadtsportverband Konstanz, die am heutigen Freitag endet, wird seit Montag auf dem Sportgelände am Schänzle täglich von 17 bis 19 Uhr ein abwechslungsreiches Programm für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren angeboten. Diese – egal ob Konstanzer oder Geflüchtete – können kostenlos verschiedene Sportarten ausprobieren. Dabei steht nicht der leistungssportliche Gedanke im Vordergrund, sondern der Spaß an Spiel und Bewegung. Zum Abschluss eines jeden Tages gibt es eine kleine kostenlose Verpflegung. Unterstützt wird die Woche durch 2KTraining, Athletikclub Konstanz, Judo Club Konstanz, Parkour Konstanz, die Stadt Konstanz sowie das Lago Konstanz.

Die Schwestern Milanah (links) und Silma Saado (rechts) entdecken bei der Integrativen Sportwoche, die in diesem Jahr bereits zum 24. Mal stattfindet, Beachvolleyball für sich und freuen sich auf ihr künftiges Training beim USC Konstanz. BILD: JANA MANTEL

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